Tag 6: Sa. 9.7.
Sisimiut

In der Nacht hatte es bei 6 °C etwas geregnet. Heute stand eine ca. 5-stündige Wanderung auf ein Felsmassiv nordöstlich der Stadt an. Als wir losgingen, hatte der Regen aufgehört. Im Tal wanderten wir durch sumpfiges und krautiges Gelände. Für jemanden, der nicht sooo auf Mücken steht, ist das ziemlich vergleichbar mit dem Vorhof zur Hölle. Aber mittlerweile war man die Quälgeister gewöhnt. Man schlug schon gar nicht mehr danach. Wegpusten reicht, ob diese Mücke oder 10 andere gleich wieder da sind, ist auch egal. Bei dem heutigen Treck führte uns der Weg durch eine vielfältige Flora. Unter anderem konnte man den kleinsten Baum - die Kraut-Weide - begutachten. Das ist eine Weidenart, bei der nur zwei winzige Blättchen aus dem Boden ragen. Ein kleiner Stamm kriecht unterirdisch. Weiterhin gab es einige unterschiedliche Blumen und andere interessante Pflanzen zu sehen.

Weiter oben wurde die Vegetation weniger und viele Schneereste waren zu sehen. Wir stiegen bis auf etwas mehr als 400 m auf und es zeigte sich, dass unser Team gut zusammenpasste. Niemand, der sich beweisen musste und niemand, der weit zurück fiel. Oben gab es dann Mittagsbrote. Wir hatten einen wunderbaren Ausblick auf das Tal, die Stadt und das Meer.



Nach einer längeren Pause ging es bergab zurück zum Zeltplatz. Bei recht angenehmen Wandertemperaturen von ca. 12 °C ließ es sich gut laufen. Nach der Tour hieß es mal wieder: Zelte abbauen und zusammen packen, Rücksäcke fertig machen. Unser nächstes Ziel sollte uns mit einer Fähre in Richtung Norden, zur Diskobucht führen. Vorher gab es aber noch Tee und einen typisch grönländischen Eintopf namens Suaasat mit Moschusochsenfleisch. Auch der war wieder sehr lecker. Dann marschierten wir mit dem Tagesrucksäcken zum Hafen. Astrid wartete mit dem Hauptgepäck und den Zelten auf das Taxi.

Und so, wie uns Sisimiut begrüßt hatte, wurden wir von der Stadt auch wieder verabschiedet: mit Nieselregen. Als wir am Hafen ankamen, waren sowohl die Fähre als auch Astrid samt Gepäck schon da. Die Fahrt sollte die ganze Nacht dauern. Ich bezog mit Ute, Stefan, Heidi und Manfred eine 5-Bett-Kajüte. Janke und Mauk waren in einer 4-Bett-Kajüte und Astrid im Maschinenraum, oder so. Nein, es war wohl ein Vielbettraum ;-) Alles war sehr sauber und modern auf der Fähre. Wir fühlten uns sehr wohl. Auch bei der Aussicht auf eine schöne Dusche. Und dann kam der sehnsüchtige Blick nach den Steckdosen: Es gab nur 2 Stück. Wir hatten so ca. 20 Akkus. Die mussten zwar nicht alle zur gleichen Zeit ans Netz, aber trotzdem reichten die Dosen natürlich nicht aus. Glücklicherweise hatte Stefan einen Dreierverteiler mitgenommen, das schaffte wieder etwas Platz. Da noch nicht abzusehen war, ob und wann wir wieder Strom bekämen, beobachteten wir genau die Lade-LEDs und wechselten die Akkus an den Steckdosen so zeitig wie möglich, damit jeder was vom Saft abbekam. Aufstehen in der Nacht zum Wechseln wollte ja auch niemand.

Aalibak war zur Verabschiedung ans Kai gekommen. Und dann war Abfahrt nach Aasiaat. Man hatte noch schöne Ausblicke auf die schneebedeckten Berge der Sisimiuter Gegend und die Schärenküsten. Der Reihe nach duschten wir. Und dann gingen alle zu Bett. Das erste richtige Bett in Grönland! Da ich noch Ansichtskarten schreiben wollte, oblag es mir, das Schnarchen der sofort einschlafenden Zunft in Form von 4 Kajütenkollegen, zu überwachen. Dies tat ich aber nur exakt so lange, bis die Karten fertig waren. Dann beteiligte ich mich ohne jeden Zeitverzug an diesem Orchester.

  

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