Tag 20: Mi. 4.9.
La Paz

Unser Zimmer hat ein Fenster zu einem großen Müllhaufen. Es ist immer dasselbe. Erst kommt jemand und wirft Müll hin. Dann kommen welche, die sich auf dem Müll das raussuchen, was sie noch brauchen. Am Ende kommen die Hunde und holen sich ihren Teil.

Kurz vor Sonnenaufgang regnete es. Draußen war eine dicke Suppe aus Nebel und Wolken. Nach dem Frühstück hörte der Regen auf. Heute wollten wir La Paz erkunden. Mit dem Minibus ging es die 500 m runter in den Talkessel La Paz'. Von oben hat man einen wunderschönen Blick auf die ganze Stadt.

Die neue Autostraße hat La Paz und El Alto noch mehr zusammen wachsen lassen. Innerhalb von 10 Minuten ist man unten. Die alte Serpentinenstraße ließen eine Fahrt 30 Minuten dauern. Dazu 30 gefährliche.

Zuerst wollten wir meinen Reisepass abholen. Wir kamen noch bei der TAM vorbei, wo wir gleich unsere Rückflüge nach Berlin bestätigten. Die Frau bei der TAM sprach sogar deutsch. Leider teilte sie uns mit, dass unser Flug von Paris nach Berlin nicht existiere. Sie wollte sich darum kümmern. Am Mittwoch vor dem Abflug sollten wir noch mal vorbei schauen. Der Reisepass war natürlich auch noch nicht fertig. Aber in 10 Minuten war das dann doch möglich. Da hätte ich ihn ja auch schon gestern mitnehmen können. Nun gönnten wir uns erst mal ein Paar salteñas.

Als nächstes stand Kultur auf dem Programm. Ein Museum musste her. Davon gibt es in La Paz viele. Wir gingen in das wohl bekannteste, das Koka - Museum. Hier konnte man alles über die Tradition des Koka - Kauens, den Anbau, die Auswirkungen des Kokainkonsums und sonst noch alles erfahren. Sehr informativ. Danach besuchten wir noch eine Kirche. Da in Bolivien alles billig ist, wollten wir noch einige Sachen einkaufen. Wir begannen in einer Einkaufspassage, dort gab es aber europäische Preise. Aber die berühmten Märkte der Stadt werden schon was bieten. Taten sie denn auch. Ich legte mir eine dicke Fleece - Jacke für 6 € zu. Handarbeit, die sich natürlich gleich Inga einverleibte. Die tausenden von Schuhen passten Inga entweder nicht, oder sahen nicht entsprechend aus. Hier haben alle kleinere Nummern, da die Bolivianer einen Kopf niedriger sind. Besonders merkt man das bei den Betten. Die sind immer zu kurz. Auch bei den Marktständen rennt man sich den Kopf ein oder sticht sich an Metallstäben die Augen aus. Trotzdem, die Märkte erinnern an den Orient, nur dass man von den Händlern in Ruhe gelassen wird.

In einem Reisebüro buchten wir dann für morgen eine Busfahrt nach Copacabana am Titicacasee und eine Tour in Rurrenabaque im Regenwald. Nach einem gebratenen Hühnchen fuhren wir wieder hoch nach El Alto. 19 Uhr wollten wir uns Pater Lutz' Messe anschauen. Sie war gut besucht. Mindestens 70 Leute. Da aber vielleicht 400 reinpassen, wirkte es trotzdem etwas leer. Danach erzählte Lutz noch vom Tage. Gestern war in Alto auf offener Straße ein 12-jähriger Junge erstochen worden, da er sich seine Mütze nicht klauen lassen wollte. Am hellerlichten Tag. Die Täter wurden in den Knast gesteckt. Lutz hatte Angst, dass es Jugendliche aus seiner Gruppe waren. Zum Gefängnis konnte er aber nicht durchdringen. Die aufgebrachte Menge demonstrierte tagelang und wollte die Täter lynchen. Ein weiteres Kind wurde am selben Tag angestochen und schwer verletzt. Heißes Pflaster El Alto.

 

  

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